Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Ortsgruppe Panketal

Der Bürgermeister spricht vor Interssierten auf dem Gelände des künftigen Schulstandortes

Der Bürgermeister präsentiert den Standort des geplanten Schulcampus Elbestraße © Mike Kraschinski

ADFC Panketal fordert sichere Schulwege für neuen Schulcampus

Die ADFC Ortsgruppe Panketal sieht in der bisherigen Diskussion um den B-Plan 30P ein Beispiel dafür, wie durch ein anfangs unscheinbares Zugeständnis an die Bequemlichkeit von Autofahrern am Ende eine vor allem autogerechte Verkehrsplanung entsteht

Aber der Reihe nach:

Zielsetzung

Ziel der Verkehrsplanung für ein Grundschulzentrum mit angeschlossener Kita muss schon aus pädagogischen Gründen sein, den Grundschulkindern eine sichere eigenständige Bewältigung des Schulwegs zu ermöglichen. Auch den Eltern der Kita-Kinder sollte die Nutzung von Verkehrsmitteln nahe gelegt werden, die eine spätere eigenständige Bewältigung des Schulwegs durch die Kinder vorbereitet. Eine solche eigenständige Bewältigung des Schulwegs kann für die Kinder aus dem anliegenden Wohnviertel meist zu Fuß erfolgen, für alle anderen aber nur mit Fahrrad oder Schulbus (wobei Schulbus, der ja in diesem Fall am S-Bahnhof hält, bedeutet, dass auch die Schulbus-Kinder zu Fuß zum Gelände gelangen).

Die Verkehrserschließung einer Grundschule muss aus Schüler- statt aus Autofahrersicht geplant werden.

 

Realität und Mythos

Nun zeigen die Erfahrungen an anderen Schulstandorten, dass sich ein nicht unerheblicher Teil der Eltern nicht davon abhalten lassen wird, ihre Kinder mit dem Auto zur Schule zu bringen - wodurch sie nicht selten zu einer unübersichtlichen Verkehrssituation beitragen, die dann wieder zur Begründung für die Nutzung des Eltern-Taxis als einzig sicherer Schulwegs-Alternative wird. Am Schulstandort Schwanebeck etwa bedarf es eines Parkplatzes für Eltern-Taxis von der Größe eines halben Fußballfeldes.

Allerdings ist es ein Mythos, hier von Kiss-and-Ride Parkplätzen auszugehen. Gerade im Grundschulbereich werden die Kinder, wie man ebenfalls in Schwanebeck jeden Morgen be­obachten kann, nicht einfach mit Kuss abgesetzt; vielmehr wird das Auto geparkt, das Kind bis zur Klasse gebracht und erst dort (mit oder ohne Kuss) verabschiedet. Und danach, 10 bis 15 Minuten später, kehren der/die FahrerIn zum Auto zurück und fahren weiter.

Was Eltern-Taxis brauchen, sind mithin keine Kiss-and-Ride-, sondern ganz normale Parkplätze.

Ein Mythos entwickelt sein Eigenleben

Entgegen diesen Erfahrungen behaupten allen drei zur Bürgerbeteiligung ausgelegten Varianten der Machbarkeitsstudie zum B-Plan 30P jedoch die Notwendigkeit von separaten Kiss-and-Ride Stellplätzen, deren Zufahrt im Gegensatz zu den normalen Stellplätzen immer von der Elbestraße aus geplant wurde, in Variante 3 - der einzigen, die keinen Autoverkehr auf dem geplanten Gelände selbst vorsieht - sogar direkt an der Elbestraße, über die die Eltern-Taxis dann auch wieder abfließen sollen.

Diese Variante 3 wird in der Bürgerbeteiligung dann auch prompt abgelehnt: Man fürchtet nicht ganz zu Unrecht eine "Verkehrsüberlastung für das Wohngebiet Pfingstberg", vor allem "an den Knotenpunkten zur Schönower Straße" durch die abreisenden Eltern-Taxis und "Chaos durch den Hol- und Bringeverkehr auch in Kombination mit dem Gymnasium Panketal".

Nachdem so nur noch die Varianten übrig bleiben, die Autoverkehr über das geplante Gelände vorsehen, mag man es der Verwaltung hoch anrechnen, dass sie in der Beschlussvorlage zunächst die Variante 2 favorisiert, die den Verkehr nur über das halbe Gelände führt. Allerdings hat diese Variante drei Makel:

- zu Fuß oder mit dem Rad von der Ladestraße kommende Schüler müssen, bevor sie auf das Gelände kommen, die auf die normalen Parkplätze einbiegenden PKW kreuzen, ebenso die Radfahrer, die in das neue Fahrradparkhaus wollen,

- auf dem Gelände selbst müssen die Schüler auch noch die Zu- und Abfahrt der wichtigen Kiss-and-Ride Parkplätze kreuzen, um zur Schule zu gelangen, und

- diese Variante setzt voraus, das man vom Land Berlin bzw. der HU die Zufahrt zur Poststraße erwerben kann, was mittlerweile als unrealistisch eingeschätzt wird.

Stattdessen wird jetzt eine Variante 2a ins Spiel gebracht, die genauso gut als Variante 1a bezeichnet werden könnte, da sie wie die Variante 1 den Autoverkehr quer über das ganze Gelände führt, im Gegensatz zu dieser allerdings immerhin die (normalen) Parkplätze an der Ladestraße konzentriert. Nur die 12 Kiss-and-Ride Parkplätze verbleiben auf Seite der Elbestraße (wohl damit die Kinder nicht so weit zur Schule laufen müssen).

Auch diese Variante behält einen Makel der Variante 2: Nach wie vor müssen die von der Ladestraße kommenden Schüler, ebenso wie die Radler vom und zum Parkhaus, die neue Planstraßenzufahrt kreuzen, die jetzt auch noch zur Ausfahrt der Eltern-Taxis geworden ist (vgl. Abb1). Zudem spricht die Beschlussvorlage zwar von einer "Fahr­rad-/Einbahnstraße von der Elbestraße bis Ladestraße", der Einbahnstraßencharakter der Planstraße endet jedoch vor den normalen Parkplätzen, und als Fahrrad­straße wird sie zwischen ein- und ausparkenden Autos und entgegen kommenden Eltern-Taxisin der Praxis wohl nur von wenigen, ganz (über)mutigen Grundschülern genutzt werden.

Auf der Skizze ist zu sehen, wie die Verkehrsströme geführt werden und wo sie sich überschneiden.
Abb 1 © Der dieser Skizze zugrunde liegende Plan entstammt der Beschlussvorlage der Panketaler Gemeindevertretung (PV-74-2019-1 B-Plan 30 P „Ladestraße – Elbestraße“ – städtebauliche Vorzugsvariante), wurde vom Büro Jahn, Mack & Partner GmbH erstellt und kann in dieser Skizze technisch bedingt nur in minderer Qualität wiedergegeben werden.

Abbildung 1

Kreuzung der Verkehrsströme in der derzeitigen Planung

Radfahrende wie zu Fuß kommende Schüler werden sich faktisch den Fuß(Rad)weg teilen müssen, der hinter der Einfahrt zur Planstraße zwar zunächst breit beginnt, sich jedoch vor dem Eingang zum eigentlichen Schulhof wegen der dort wieder geplanten Kiss-and-Ride Plätze derart verengt, dass Kollisionen vorprogrammiert sind. Eine "Priorisierung des Rad-/ und Fußverkehr(s)", wie die Beschlussvorlage es formuliert, können wir hier nicht erkennen, eher ein "Wir geben euch nur Platz, wenn Autos ihn nicht brauchen".

Die Eltern-Taxis ihrerseits sind im Bereich des Parkplatzes plötzlich mit Gegenverkehr konfrontiert und werden von ein- und ausparkenden Autos behindert bzw. behindern diese. Unmittelbar vor der ohnehin problematischen Ausfahrt vom Gelände, wegen der Kreuzung mit den ankommenden Schülern und Radfahrern, entstehen so weitere unübersichtliche Verkehrssituationen.

Eckpunkte einer sinnvollen Planung:

  1. Verzicht auf sog. Kiss-and-Ride Plätze. Sie werden nicht gebraucht und sind auch an anderen Schulstandorten nicht vorhanden (s. Schwanebeck). Eltern, die ihre Kinder zur Schule bringen, können die 92(!) normalen Parkplätzen nutzen; Eltern, die ihre Kinder tatsächlich nur absetzen wollen, ebenfalls. Der Fußweg zur Schule ist ihnen ebenso zuzumuten, wie den anderen Kindern.
  2. Auf eine von Autos befahrene Straße über das Gelände kann dadurch verzichtet werden. Fuß- und Radwege können so breit gestaltet werden, dass sie auch von Feuerwehr, Krankenwagen etc. genutzt werden können. Eine (zweite) Zufahrt für diese Fahrzeuge kann auch von der Elbestraße aus vorgesehen werden. Es könnte, wenn dies erwünscht ist, auch an eine Verbindung der drei Gebäudekomplexe mit wirklichen und sich kreuzenden Fahrradstraßen gedacht werden, die zur Verkehrserziehung genutzt werden können.
  3. Die Zu- und Abfahrt zu dem Parkplatz für das Gelände sollte allein über die Ladestraße erfolgen, an der er auch liegen sollte. Der Fuß-Radweg an der Ladestraße darf keinesfalls verkleinert, sollte (wo möglich) eher verbreitert werden. Auch sollte die Straße als verkehrsberuhigter Bereich ausgewiesen werden.
  4. Um Konflikte zwischen dem Autoverkehr zum und vom Parkplatz und den Fußgängern und Radfahrern von und zur Schule sowie vom und zum Fahrradparkhaus zu verhindern, sollten sowohl das Fahrradparkhaus als auch der Zugang zum Schulgelände näher zur Schönower Straße hin geplant werden als die Zufahrt zum Parkplatz (auch wenn der Platz hier wegen der ansteigenden Rampe der Ladestraße begrenzt ist). Der Zugang zum Schulgelände wird dann um den Parkplatz herum geführt. (vgl. Abb 2, unten)
  5. Die Einmündung Ladestraße/Schönower Straße muss in die Planung mit einbezogen werden.
    Neben Zugang und Zufahrt zum neuen Schulgelände ist die Ladestraße auch Teil des Berlin-Usedom-Radwegs und als wesentliche Fahrrad-Verbindungs-Achse zwischen Panketal und Bernau Teil des Schulwegs für viele Panketaler Schüler des dortigen Gymnasiums.
    Da der Verkehr auf dieser Straße vor allem in der morgendlichen Stoßzeit zu Schulbeginn massiv zunehmen wird und alle aus Richtung Schönow kommenden Schüler und Radfahrer sie zudem queren müssen, um auf den an ihr entlang führenden Fuß-Radweg zu Schule und Fahrradparkhaus zu gelangen, scheint eine Ampelanlage angebracht, die im Zusammenhang mit der schon bestehenden Anlage vor dem Amtshaus geschaltet werden könnte und vielleicht auch zu einer Entschleunigung des gesamten Straßenbereichs vor dem S-Bahnhofs beitragen könnte.
    Zusätzlich könnte auch an eine Durchführung des Fußwegs der Schönower Straße an der Einmündung Ladestraße gedacht werden, wie sie in den Niederlanden schon seit längerem die Regel bei der Einmündung untergeordneter Wohnstraßen ist ( vgl.: https://youtu.be/9OfBpQgLXUc).
    Die Gitter an der Einfahrt zum Fuß-Radweg sind zu entfernen, da sie Fuß- wie Radverkehr behindern und die Nutzung von Kinderanhängern und Lastenfahrrädern unmöglich machen. Sollte tatsächlich Sorge vor rasenden Radfahrern bestehen, die vom Radweg kommend, ohne zu gucken die Schönower Straße queren, könnte man eher an Boden­anhebungen oder -absenkungen denken, da diese den Verkehr weniger behindern.
Auf der Skizze wird gezeigt, wie der Fußgänger- und Fahrradverkehr durchgehend rechts des Kfz-Verkehrs geführt wird
Abb 2 © Der dieser Skizze zugrunde liegende Plan entstammt der Beschlussvorlage der Panketaler Gemeindevertretung (PV-74-2019-1 B-Plan 30 P „Ladestraße – Elbestraße“ – städtebauliche Vorzugsvariante), wurde vom Büro Jahn, Mack & Partner GmbH erstellt und kann in dieser Skizze technisch bedingt nur in minderer Qualität wiedergegeben werden.

Abbildung 2

So könnten die Verkehrsströme entflochten werden


https://panketal.adfc.de/pressemitteilung/adfc-panketal-fordert-sichere-schulwege-fuer-neuen-schulcampus

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